Es ist so seltsam, dass man sich als Veganer ständig erklären muss. Mir hat noch kein Fleischesser und Milchtrinker erklärt, warum er nicht verhindert, dass in seinem Namen Millionen von Lebewesen gezüchtet, gequält und ermordet werden. Sie sind so derartig davon überzeugt, das Recht auf Folter zu haben, dass sie daran nicht die leisesten Zweifel aufkommen lassen. Und wie froh ist die Gesellschaft darüber, dass das grosse Schlachten verborgen bleibt in abgelegenen Höfen hinter hohen Mauern. Wie dankbar sind sie für idyllische Werbespots und sprechende Schweinchen.

Menschen, die Veganer auf Strich und Fädchen kritisieren, mit Endlosfragen belagern und ständig „überprüfen“ wollen, übersehen wohl schon mit der ersten Frage die sie stellen, dass die Entscheidung längst passiert ist und sämtliche ihrer Argumente im Abfluss versickern.

Ich bin nicht vegan geworden, weil auch jemand anders vegan geworden ist, weil es modern sein könnte, „trendy“ etwa, weil es gesünder macht, besser für die Umwelt oder einfach nur billiger ist, sondern weil ich mit der aktuellen von der Öffentlichkeit sanktionierten Tierquälerei die in der Milch- und Fleischindustrie und auch Bekleidungs- und Kosmetikindustrie stattfindet, nichts mehr zu tun haben will.

Die Hintergründe werden von der Bevölkerung weitgehend ferngehalten und es ist sicher nicht leicht, herauszufinden, wie und wo welches Produkt zu welchem tatsächlichen Preis hergestellt wird, doch mit ein bisschen Interesse findet man sich bald zurecht.

Meine Groß Cousine Eva Herzog hat einen wunderschönen traurig wahren Satz verteilt: „je weiter ich die Augen öffne, desto finsterer wird die Welt!“

Es ging ja nicht von einem Tag auf den anderen, es waren ein paar Wochen, aber jetzt esse, trage und benutze ich seit Mitte 2009  keine tierischen Produkte mehr (– so gut es eben möglich ist, wenn ich das Lederlenkrad meines Autos bedenke und das Futter meines Hundes und das der Katzen).

Der Gedanke zu einem „blinden“ Leben zurückzukehren ist völlig abwegig. Es wäre, als würde ich verleugnen, lesen und schreiben zu können.

Und das einzige, das mir daran schwer fällt, ist zu akzeptieren, dass es um mich herum Millionen Menschen gibt, denen diese Zustände egal sind oder noch schlimmer, die sich nicht informieren und dazu noch meinen, sie könnten doch nichts bewirken, wenn sie ihr Konsumverhalten ändern*.

Das auszuhalten im Alltag ist das Allerschwerste